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Mit lausbübischem Charme mordet Taavi Soininvaara in Mülheim
"Ich muss mich dafür entschuldigen, dass in meinen ersten beiden Büchern, die auf Deutsch erscheinen, ausgerechnet Deutsche als erstes ermordet werden. Das hat aber nichts zu bedeuten, das ist purer Zufall", versichert der 39jährige Ex-Anwalt mit verschmitztem Lächeln, bevor er ungerührt fortfährt, weitere Fährten auszulegen. Auf Finnisch. Was zu weiteren Heiterkeitsausbrüchen im Auditorium führt. "Interessante Reaktion", kommentiert Taavi Soininvaara das Glucksen und Kichern. Die vorwiegend weiblichen Zuhörer liegen ihm zu Füßen und es beginnt eine abwechslungsreiche Englisch-Deutsche "Literatour" durch Taavi Soininvaaras aktuellen Roman "Finnisches Roulette".
Zu seiner Erzählstrategie gehört es dabei, mehrere Erzählstränge aufzumachen, um Spannung zu schaffen: "Damit man nicht schon auf Seite 15 weiß, wer der Mörder ist", so der Autor. So lernen wir während der gut einstündigen Lesung so unterschiedliche Charaktere wie Anna Halberstam kennen, die unheilbar an ALS leidet und verzweifelt auf Heilung durch die Biotechnologie hofft und Laura Rossi, die im Besitz von etwas Wichtigem ist, von dem sie aber zunächst gar nicht weiß, dass sie es besitzt. "Laura Rossi ist eine starke Frau - so wie es die finnischen Frauen heutzutage für gewöhnlich sind", schmeichelt Taavi Soininvaara seinen weiblichen finnischen Landsleuten schelmisch. Insbesondere die ältere Generation scheint sich dabei auf psychologische Kriegsführung im Supermarkt spezialisiert zu haben, glaubt man Taavi Soininvaara. Als so genannte "Gabel-Omas" haben sie sich darauf spezialisiert, Supermarkt-Schlangen an der Kasse in ihrer Mitte zu spalten statt sich einfach hinten anzustellen, was ihren jüngeren Mitmenschen zu ganz viel Geduld und gute Erziehung zwingt. Weitere Kostproben des typisch finnischen Humors liefert auch die Mittsommer-Szene um den Protagonisten Arto Ratamo. Sturzbetrunken versuchen Ratamo und seine Freunde hier, ein Mittsommerfeuer von seinem Ponton auf See zu lösen. Das geht natürlich gehörig schief, aber was will man machen? "Zu Mittsommer erwachen die Urinstinkte der Finnen, etwas Dunkles und Wildes in ihrer Seele. Das macht sich dann neun Monate später bei der Geburtenrate bemerkbar", witzelt Taavi Soininvaara. So geht schließlich ein ebenso spannender wie unterhaltsamer Abend mit dem neuen, sympathischen Krimistar aus Finnland zu Ende, an dem Taavi Soininvaara etliche neue Fans und Leser gewonnen haben dürfte. Autorin: Alexandra Hagenguth/ © November 2005 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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