Das Genre musste sich entwickeln, und ich habe es getan!
Mons Kallentoft – für viele DIE Krimineuentdeckung – mischt hierzulande und in seiner Heimat Schweden mit seiner Kommissarin Malin Fors den literarischen Blätterwald auf und gibt sich im Interview mit dem Literaturportal schwedenkrimi.de entsprechend selbstbewusst.
Literaturportal schwedenkrimi.de:
Die Informationen, die über Sie auf Deutsch vorliegen, sind etwas spärlich. Man erfährt lediglich, dass Sie in Linköping aufwuchsen, einige Jahre in Madrid verbrachten und nun mit Ihrer Familie zurück in Schweden sind. Können Sie uns daher zuerst noch etwas über sich erzählen? Zum Beispiel welchen Beruf Sie haben, was Sie in Madrid getan haben und wie Sie zum Schreiben gekommen sind?
Mons Kallentoft:
In Madrid habe ich meinen Debütroman „Pesetas“ geschrieben. Das war vor fast zehn Jahren, und ich wohnte damals seit knapp einem Jahr in Madrid. Das Buch hat den schwedischen Preis für den besten belletristischen Debütroman erhalten. Heute bin ich ausschließlich als Autor tätig. Angefangen zu schreiben, habe ich mit fünfzehn, Gedichte, Novellen und unveröffentlichte Romane. Es hat fünfzehn Jahre gedauert, bis ich veröffentlicht wurde und in der Zeit habe ich als Texter und Reisejournalist gearbeitet. Auch heute schreibe ich noch ein paar Reisereportagen pro Jahr für Schwedens führendes Reisemagazin. Ich wohne in Stockholm, bin aber ständig auf Reisen.
Literaturportal schwedenkrimi.de:
”Blut soll Euer Zeichen sein” ist Ihr zweiter Roman aus der Serie um Malin Fors. Hier ist es die Hitze, die das Romangeschehen und seine Atmosphäre prägt. In „Mittwinterblut“ war es dagegen die Kälte. Welche Bedeutung hat dieses Setting für Sie und welches meteorologische Phänomen kommt als nächstes?
Mons Kallentoft:
Das Setting ist eine einfache Symbolik für die Kälte, das
Böse im Menschen und seine Handlungen. Zu Krimis passt eine einfache, aber kraftvolle Symbolik gut. Im nächsten Buch, „Höstoffer“ („Herbstopfer“), geht es sumpfig zu, es ist ein regnerischer Herbst. Die Welt und die Seelen befinden sich im Zustand der Verwesung …
Literaturportal schwedenkrimi.de:
„Blut soll Euer Zeichen sein” ist im Präsens geschrieben. Ist das nicht riskant? Warum haben Sie sich fürs Präsens entschieden?
Mons Kallentoft:
Die Intensität wird dann am größten. Funktioniert es, ist es das Beste, was es gibt. Diesen Sommer war „Blut soll Euer Zeichen sein“ fast drei Monate lang das bestverkaufte Buch in Schweden. Ich hoffe also, der Kunstgriff ist mir geglückt. Die Kritiker waren auch begeistert…
Literaturportal schwedenkrimi.de:
Es ist ungewöhnlich, dass ein (männlicher) Autor eine weibliche Hauptfigur wählt. Warum haben Sie sich für eine Protagonistin entschieden?
Mons Kallentoft:
Es ist interessanter. Ein klassischer schwedischer Kommissar mit Alkohol- und Beziehungsproblemen, aber statt eines älteren Mannes eine junge Frau. Das schien mir einzigartig zu sein.
Literaturportal schwedenkrimi.de:
Was bedeutet Ihnen Malin Fors – als literarische Figur, für Ihr Schaffen als Schriftsteller?
Mons Kallentoft:
Sie bedeutet viel. Sie ist eine Person, die ich mag und mit der ich täglich Kontakt habe.
Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wofür steht Malin Fors?
Mons Kallentoft:
Für die menschliche Ambivalenz und die Suche des
Menschen nach dem Sublimen im Dasein. Eine geplagte Seele, die das Gute sucht, das Einheitliche in sich selbst und in allen Menschen zusammen.
Buchtipp |
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Literaturportal schwedenkrimi.de:
Verglichen mit den anderen, bereits etablierten Krimischriftstellern: Wo würden Sie sich selbst dort verorten? Welchen Platz nehmen Sie ein?
Mons Kallentoft:
Ich bin ganz klar der am meisten Literarische, ohne schwer zu werden. Ich erschaffe etwas Neues, indem ich Magie einbringe, und ich habe eine reichere Sprache als meine Kollegen – meiner Meinung nach und nach Meinung vieler führender Kritiker in Schweden. Und ich war in Schweden bereits ein etablierter und ziemlich respektierter Autor, bevor ich mit den Büchern um Malin Fors begann.
Literaturportal schwedenkrimi.de:
Zum Schluss noch eine vielleicht etwas gemeine Frage: Braucht Schweden, braucht die Welt noch einen (schwedischen) Krimiautor und wenn ja warum?
Mons Kallentoft:
Eine ebenso direkte Antwort: Das Genre musste sich
weiter entwickeln. Und das habe ich mit den Büchern über Malin Fors getan. Der Textraum des schwedischen Krimis ist größer geworden, und ich war der Erste damit. Die Erfolge in Schweden beweisen das meiner Meinung nach. Ich hoffe, dass die deutschen Leser es mit meinen Büchern ebenfalls versuchen werden und selbst urteilen, ob es mir geglückt ist, spannende Bücher zu schreiben, die innerhalb eines beliebten Genres etwas anders sind.
Literaturportal schwedenkrimi.de:
Vielen Dank für die interessanten und offenen Antworten!
verantwortliche Redakteurin:
Alexandra Hagenguth/
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