Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde

Ein Artikel über Maria Ernestam

Mörderische Maria - Schwedens hübscheste Buchautorin übt Rache

Maria Ernestam - Fotograf: Bernd Walther
Maria Ernestam - Fotograf: Bernd Walther
„Ich war sieben Jahre alt, als ich beschloss, meine Mutter zu töten. Doch ich musste siebzehn werden, bevor der Beschluss in die Tat umgesetzt werden konnte.“ Mit dieser schonungslosen Beichte fängt Maria Ernestam ihren Krimi „Die Röte der Jungfrau“ an. Die Autorin gibt offen zu, dass sie in ihren Büchern persönliche Rache übt. Wenn in ihrem Thriller die Ich-Erzählerin sagt, dass „viele den Schmerz konservieren statt ihn zu verbrauchen“, bezieht die 49jährige Autorin das auch auf sich selbst. Und vielen Leserinnen schreibt sie damit aus dem Herzen. Nicht nur wegen der großen Spannung, sondern auch weil sie sich in den schwierigen, zum Teil schmerzhaften Liebes- und Mutterbeziehungen der Ernestam-Figuren wiedererkennen.

Dabei scheint bei Ernestam im Leben alles glatt gelaufen zu sein. Sie studierte Politik in den USA, lernte dort ihren deutschen Mann kennen, ging mit ihm in den 90er Jahren nach Bonn, arbeitete als Auslandskorrespondentin für schwedische Zeitungen, bekam zwei Kinder, zog dann nach Stockholm, absolvierte eine Musicalausbildung, spielte in „Jesus Christ Superstar“ mit, fing an, Krimis zu schreiben, zählt heute zu den beliebtesten Buchautorinnen in Schweden und ist mit ihrem typisch schwedischen Aussehen der Traum vieler Männer.

Doch liest man ihre Bücher fragt man sich, welche Abgründe sich in dieser Frau verbergen. In der „Röte der Jungfrau“ hält die 56jährige Protagonistin Eva in einem Tagebuch ihre jahrzehnte zurückliegenden Taten fest. Sie schreibt über ihre Mutter, die keinerlei Gefühl und Interesse für sie als Tochter aufbrachte, ja sogar ihr Lebensglück mutwillig zerstörte. Niemand weiß, dass die Leiche der Mutter im blühenden Rosenbeet ruht, das Eva hingebungsvoll pflegt. Bis ihr Mann dort eine Wasserleitung legen möchte. Auch in Maria Ernestams gerade erschienenem surrealistischen Krimi “Caipirinha mit dem Tod“ geht es mordsmäßig zu. Eine schöne, erfolgreiche Frau wird von ihrem Freund in die Beziehungspause geschickt. Kurz darauf klingelt der Tod zufällig an ihrer Tür, sie wird seine Geliebte und rechte Hand. Sie beginnt, ihr unbequeme Menschen zu beseitigen und begeht dabei Fehler, die ihr zum Verhängnis werden.

  Maria Ernestam bei schwedenkrimi.de
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„Ich lebe mich in meinen Büchern hemmungslos aus“, sagt Maria Ernestam, „ich habe in meinem Leben nie Nein gesagt, immer meine Aggressionen unterdrückt.“ Sowohl Männern als auch ihrer Mutter gegenüber. Maria wurde in der Kindheit in ihren Bedürfnissen nicht  wahrgenommen, „man sollte sich gut benehmen, reibungslos funktionieren“. Sie kämpfte verzweifelt um die Liebe der Mutter. Darüber hat sich Ernestam als Erwachsene mit ihrer Mutter auseinandergesetzt, „aber ich habe sie nicht umgebracht“, lächelt sie. Verzeihen ist wichtig, denn - so fragt sich „der Tod“ in ihrem neuen Buch -, „wer hat gesagt, dass das Leben ohne Schuld gelebt werden muss, um richtig oder gut gelebt zu werden?“ Eine philosophische Frage, die zum Nachdenken anregt. Und auch psychologische Gedanken beschäftigen die Figuren in Maria Ernestams Büchern. In ihrem Tagebuch fragt sich Eva, „was geschieht mit den Tränen, die nicht  herauskommen? Bedecken sie die Innenseite des Körpers mit Raureif? Entsteht so der gefrorene Klumpen von Gefühlen?“ Alles Sätze, die man am liebsten aufschreiben möchte.

Maria Ernestam - Fotograf: Bernd Walther
Maria Ernestam - Fotograf: Bernd Walther
In Schweden spricht man mittlerweile vom Ernestam’schen Stil. Er ist genreüberschreitend, ihre Bücher sind ein psychologischer Thriller, ein spannender Liebesroman, eine Mischung aus Oberflächlichem und Tiefgründigem, Freude und Trauer. Und vor allem reichlich mit schwarzem Humor gespickt. Da trinkt die Protagonistin nach erledigter Mordsarbeit Caipirinha mit dem Tod und bespricht mit ihm die Seelenwanderung, wen sie als „schnöde Normaloseelen im Lager liegen lassen und welche großen Seelen sie dagegen sofort zur Wiederverwertung losschicken.“

Ironie beweist Ernestam auch in der Beschreibung von Männern, die sie mit Hunden vergleicht, „beide sprechen auf leckeres Essen an, laufen gerne ohne Leine herum, und lassen sich leicht täuschen, wenn man sie nur richtig streichelt.“ Sie selber ist seit dreiundzwanzig Jahren verheiratet. Es hat auch Krisen gegeben, „aber wir haben uns immer wieder füreinander entschieden“. Doch ein Rest an Verletzung bleibt, „drückt mein Mann auf diesen blauen Fleck in meiner Seele, tut es immer wieder weh.“ So kämpft sie wie ihre Buchfiguren in ihrem Innenleben um einen„ungeheuer gepflegten Boden, damit das Unglück nicht Wurzel schlagen kann“. Mit ihren Büchern trägt Ernestam maßgeblich zum Erfolg des Markenzeichens „Schwedenkrimi“ bei, der den Anspruch hat, mehr als nur spannende Unterhaltung zu liefern. Oft steckt in diesen Krimis auch ein kleiner Reiseführer. Maria Ernestam beschreibt in ihren Büchern Frillesås in der Nähe von Göteborg. Jeden Sommer verbringt sie in dieser ländlichen Schärenidylle mit den roten Häusern. Und dort im Wald und auf den Klippen im Meer lässt sie ihren Rachephantasien für mörderische Geschichten freien Lauf.

Fotograf: Bernd Walther
Autorin und © Suzanne Forsström 2009
Suzanne Forsström ist schwedische Journalistin und schreibt in den deutschen Medien über ihr Heimatland.
Kontakt: info@suzanne-forsstroem.de
Zu Verfügung gestellt für das Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien



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