Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde

Leif GW Persson liest ...

Der schwedische Autor Leif GW Persson - Foto: Eric Roxfelt Der schwedische Autor Leif GW Persson - Foto: Eric Roxfelt
Der schwedische Autor Leif GW Persson - Foto: Eric Roxfelt Der schwedische Autor Leif GW Persson - Foto: Eric Roxfelt
Der Autor Leif GW Persson
Lit Cologne: Der Schwede Leif GW Persson liest im Kölner Polizeipräsidium:
Facettenreicher Charakter schreibt Kultkrimis - wenn er Lust hat.

"Bäckström war klein, fett und primitiv, Wiijnbladh dagegen klein, schmal und pingelig, weshalb sie einander wunderbar ergänzten. Sie arbeiteten auch gern zusammen. Bäckström hielt Wiijnbladh für einen feigen Halbschwulen, bei dem man nicht einmal laut zu werden brauchte, er gehorchte auch so aufs Wort, während Wiijnbladh Bäckström als geistig zurückgebliebenen Choleriker betrachtete, mit dem man wunderbar zusammenarbeiten konnte, wenn man selber die Lage im Griff hatte. Da sie beide durch und durch inkompetent waren, kam es auch nicht zu Auseinandersetzungen aus sachlichen oder anderen professionellen Gründen, kurz und gut, sie waren das reinste Traumpaar."

Die bunte Welt der Polizei-Werbefotos im Saal des neuen Polizeipräsidiums in Köln Kalk bildete einen hübschen Kontrast zu solch vernichtender Beschreibungen auftretender Polizisten. Schauspieler Peter Kremer las mit "polizeilicher" Stimme des TV-Kommissars "Siska" die deutschen Texte. Eine gute Stunde dauert die Lesung aus Leif GW Perssons Roman "Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters". Simultan wurde die Lesung in Gebärdensprache übersetzt.

Mittelpunkt der Veranstaltung ist naturgemäß der Autor. Auf den ersten Blick ein untersetzter Großvater um die 60, der in seiner betonten Lässigkeit fast träge wirkt. "Tja", sagt Persson zu Beginn, er könne nicht besonders gut Deutsch sprechen, und er könne auch nicht so gut schwedisch lesen, aber er sei halt ein normaler, netter Mann und hätte deshalb zugesagt, als man ihn gefragt habe, ob er kommen könne. Dann sitzt er da, schaut ins Publikum, und fragt Peter Kremer: "Was machen wir jetzt?"


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Persson spricht gut deutsch und liest unterhaltsam. Der gemütliche Opi entpuppt sich als Inszenierung, statt dessen lernen die Zuhörer im Verlauf des Abends einen facettenreichen Charakter kennen. Ein Selbstdarsteller, viel medienerfahren und -affiner als er zu sein vorgibt, aber voll trockenem Humor und mit sympathischer Selbstironie. In Nebensätzen und Andeutungen zwischen den Textblöcken erhalten wir Einblick in eine bewegte Biographie: Persson ist nicht nur Romanautor und Professor für forensischer Kriminologie. Mit seinem Freund Jan Gulliou hat er eine Fernsehserie gedreht und ein Macho-Buch geschrieben "das Männern in der heutigen Zeit beim Überleben hilft". In den Siebzigern war er als Berater des Landespolizeichefs auch Lieblingskriminologe der schwedischen Medien. Später wurde er im Sog einer Prostitutions-Affäre um den Justizminister aus seinen staatlichen Ämtern entfernt, zog sich in die Jagdhütte aus der Fernsehserie zurück und schrieb seinen ersten Roman, eine Abrechnung mit dem politischen Apparat. Der Thriller avancierte zum Bestseller, zwei weitere Romane folgten, dann wurde Persson im Justizministerium wieder eingestellt. Die folgenden 20 Jahre ohne Roman lässt er aber nicht als schöpferische Untätigkeit durchgehen: Er habe keine Pause gemacht sondern "massenhaft" Bücher geschrieben- Fachbücher allerdings, die keiner lesen wolle. Nicht einmal seine Mutter klagt er, habe seine Fachbücher gelesen. Das sei wirklich eine traurige Geschichte. Aber im Ernst, erläutert er anschließend: Romane solle man nur schreiben, wenn man Lust hat zu schreiben. Sonst nicht. Wenn man keine Lust hat zu schreiben, solle man Fachbücher machen oder Kochbücher. Was er dann auch getan hat, ebenso wie eine Reihe von Drehbüchern für TV-Krimis.

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Längst führt die vorgelesene Geschichte um den vermeintlichen Selbstmord eines amerikanischen Journalisten (als Einstieg zu einem gesellschaftskritischen Politthriller) ein Schattendasein an der Seite ihres Schöpfers - auch wenn der immer wieder schmunzelnd betont, es handle sich um "exzellente Unterhaltung auf 700 Seiten." Das macht nichts, denn die Geschichte werden die meisten Besucher am Ende des Abends sowieso handsigniert mit nach Hause nehmen. Lieber noch etwas Lebensgeschichte vom Autor aufschnappen.

Zur Polizeiarbeit, erzählt Persson, habe ihn eigentlich die Literatur gebracht: Als Kind las er "Emil und die Detektive" im deutschen Original. Kästners Emil wurde zu seinem Vorbild. Den "wirklichen" Leif Persson bekommen wir an diesem Abend relativ selten zu Gesicht. In fast allen Antworten steckt ein Augenzwinkern. Auf die unvermeidliche Frage nach der schwedischen Krimiautoren-Szene erzählt er, alle berühmten Krimi-Autoren säßen in Schweden zusammen an einem Tisch und freuten sich über das viele Geld, das mit schwedischen Krimis verdient werde - vor allem in Deutschland. Nur eine einzige Zuschauerfrage dringt durch die Fassade seiner ironischen Understatements: Welche Motivation er gehabt habe, heute noch ein Buch über den Palme Mord zu schreiben? Diese Frage, das spüren die Zuschauer rührt an einer offenen Wunde . Er habe Olof Palme gekannt, sagt Leif Persson. Es sei sehr traurig, dass sein Mord nicht aufgeklärt wurde. Manchmal müsse man Lügen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, sagt er. Deshalb könne ein Roman ein Schritt zur Wahrheit sein.

Seine sonstige Motivation: "Es ist schön, wenn die Leute die Geschichte mögen". Und Geld? Spielt beim Schreiben für ihn keine Rolle, kann Millionär Leif Persson glaubhaft versichern. Ob eine Geschichte gut ist, testet er am liebsten an sich selbst: Wenn er einen Roman geschrieben habe, lasse er ihn ein paar Monate liegen und läse ihn dann das erste mal selbst. "Wenn ich dann denke: Das gefällt mir. So ein Buch wollte ich gerne kaufen. Dann ist es gut."

Autorin: Daniela Kleiböhmer
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