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Welt-Bestseller Stieg LarssonEine Annäherung an den weltumspannenden Erfolg der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson – Interview mit Magdalena Hedlund vom Norstedts Verlag, Stockholm„Post mortem” feiert Stieg Larsson, der 2004 an einem Herzinfarkt verstarb, mit seinen Millennium-Büchern rund um die Welt sagenhafte Erfolge. Im März dieses Jahres beginnen in Schweden die Dreharbeiten zu „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“. Auf deutscher Seite beteiligt sich Zeitungsberichten zufolge ZDF Enterprises an den Verfilmungen, sodass auch hierzulande die Fans des Journalisten und Schriftstellers in den Genuss der Filme kommen werden. Über den sagenhaften Erfolg der Millennium-Trilogie, die sich in 30 Länder verkauft hat und deren Gesamtauflage in die Millionenhöhe geht, sprach das Literaturportal schwedenkrimi.de jetzt mit Magdalena Hedlund vom schwedischen Verlag Norstedts. Literaturportal schwedenkrimi.de: Die Millennium-Bücher von Stieg Larsson sind praktisch nach ganz Europa verkauft worden – in Italien war der erste Roman aus der Serie bereits nach nur einer Woche ein absoluter Top-Seller – und sogar in die USA, nach Korea, Taiwan und Japan wurden die Romane verkauft. Gleichzeitig beginnen in Schweden im März die Dreharbeiten zu den Romanverfilmungen. Wie erklären Sie sich – aller kulturellen Unterschiede zum Trotz, die es zwischen Schweden und den Ländern, in die die Bücher verkauft wurden, gibt – diese großen Erfolge? Magdalena Hedlund: Es ist immer schwierig zu sagen, was es genau ist, das ein Buch zu einem so enormen Erfolg macht. Zunächst, denke ich, sind es das Buch und die Geschichte selbst, später dann kommt es zu einer Art Dominoeffekt, der dazu führt, dass der Erfolg immer noch größer wird. Neuigkeiten verbreiten sich heutzutage so schnell über die ganze Welt hinweg, alle behalten übers Internet im Auge, was passiert, welche Rezensionen die Bücher bekommen und so weiter. Aber Stieg Larssons Bücher sind einfach fantastisch. Er schreibt mit so großer Erzählfreude, die ist einfach ansteckend und wird zum reinen Lesevergnügen. Die Hauptpersonen sind richtig gut und Lisbeth Salander ist außerdem eine sehr ungewöhnliche Heldin, die starke Empfindungen auslöst. Und dann die Intrige, der Plot: Stieg war ein Meister darin, seine Intrigen sowohl spannend als auch komplex aufzubauen, ohne dabei den Faden zu verlieren. Was Stieg Larsson außerdem besonders auszeichnet, ist, dass es ihm gelingt ein breiteres Publikum anzusprechen, er verzaubert auch die wählerischsten Leser, die normalerweise keine großen Krimileser sind. Literaturportal schwedenkrimi.de: Wie viele Exemplare insgesamt wurden von Stieg Larssons Romanen bisher verkauft? Magdalena Hedlund: In Schweden wurden sie mehr als 2.3 Millionen Mal verkauft, in Deutschland ungefähr 200.000 Mal, in Frankreich mehr als 600.000 Mal. In Norwegen wurden 720.000 Exemplare verkauft, in Dänemark 550.000 – unglaubliche Verkaufszahlen. Insgesamt wurden die Bücher in 30 Länder verkauft. Literaturportal schwedenkrimi.de: Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für die Krimiproduktion in Schweden? Es gibt Stimmen, die behaupten, Deutschland sei der „Motor“, der hinter der gesamten Krimibewegung in Schweden liege …
Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ein schwedischer Schriftsteller ausschließlich mit Blick auf den deutschen Markt ein Buch schreibt und es fällt mir ebenso schwer, mir vorzustellen, dass ein schwedischer Verleger einen Autor weiter publizieren würde, der sich zu Hause schlecht, aber in Deutschland gut verkauft. Es gibt aber oft einen Zusammenhang zwischen einem guten Verkauf in Schweden und einem guten Verkauf in Deutschland. Nicht alle schwedischen Krimiautoren verkaufen sich dabei allerdings gut in Deutschland. Aber es ist klar, dass der Erfolg vieler Krimis in Deutschland in der Branche in Schweden Aufmerksamkeit erregt hat. Viele Autoren wollen nach Deutschland verkauft werden, es ist ein so viel größerer Markt als der schwedische. Literaturportal schwedenkrimi.de: Eine Frage, die immer wieder gestellt wird: Warum sind denn die skandinavischen, speziell die schwedischen, Krimis so unerhört erfolgreich in Deutschland? Haben Sie eine Idee? Magdalena Hedlund: Ich kann nur raten. Vielleicht weil ein Krimi der Geschichte einen deutlichen Rahmen gibt und damit einem großen Publikum einen Leseanreiz. Daneben gibt es offensichtlich etwas im Schwedischen und Nordischen an sich, dass die Deutschen anzieht, sowohl in der Literatur als auch im Tourismus. Und diese Kombination ist gut für ein großes Interesse. So kommt es zu dem schon oben erwähnten Schneeball- oder Dominoeffekt. Die Nachfrage seitens der Buchhändler beispielsweise steigt und das führt dazu, dass immer mehr Verleger nach skandinavischen Autoren suchen und so weiter. Und offensichtlich ist es so, dass wir in unserer nördlichen Ecke der Welt sehr viele gute Krimiautoren haben müssen – mir fällt es etwas schwer, einen Vergleich zu ziehen, denn ich lese nicht so viele Krimis aus anderen Ländern. Literaturportal schwedenkrimi.de: Werden zu viele Krimis veröffentlicht? Im Sommer gab es dazu eine Debatte in Schweden; es gab Autoren, die fanden, dass leicht zu lesende Krimis den Markt dominierten. Was sagen Sie? Stirbt die Belletristik aus? Gibt es zu viele Krimis? Magdalena Hedlund: Ich glaube nicht, dass die Belletristik aussterben wird, es gibt immer einen Platz für gute Geschichten und gute Autoren. Aber für die Literatur ist es wohl in den meisten Ländern der Welt im Allgemeinen schwieriger geworden. Ich glaube nicht, dass das etwas mit den Krimis zu tun hat, sondern mit den Vertriebswegen, die schmaler geworden sind. Für immer mehr Bücher, die im Handel verkauft werden, beruht ihr Verkauf auf Bestseller-Listen. Die Leute nehmen sich nicht mehr die Zeit, zu den anderen Büchern vorzudringen und sowohl die Medien als auch der Handel „helfen“ den Leuten, sich zu entscheiden, indem sie ihnen den einfachsten Tipp geben, der möglich ist: Nummer 1 auf der Bestseller-Liste, Bewertung: 4 von 5 möglichen Punkten und so weiter. Aber es finden sich nicht nur Krimis auf den Bestseller-Listen. Daher finde ich es verkehrt, den Fokus hierauf zu legen. Literaturportal schwedenkrimi.de: Wie wird denn bei Norstedts das Programm gestaltet? Welche Kriterien sind wichtig? Wie viele Krimiautoren hat Ihr Verlag unter Vertrag? Magdalena Hedlund: Schwer zu sagen. Nicht jeder Krimiautor kommt ja jedes Jahr mit einem neuen Buch heraus. Ich glaube, Norstedts hat insgesamt sechs bis sieben Krimiautoren unter Vertrag und dann natürlich einige zugekaufte Ausländische. Da ich selbst nur mit den Schwedischen arbeite, habe ich darüber keinen genauen Überblick. Norstedts Kriterien für eine Veröffentlichung beruhen zum Teil auf Qualität, zum Teil auf einer gewissen Breite; verschiedene Leser müssen sich angesprochen fehlen. Genaueres dazu kann ich leider nicht sagen, da ich nur für den Verkauf schwedischer Autoren ins Ausland verantwortlich bin. Literaturportal schwedenkrimi.de: Was kommt nach Stieg Larssons Millennium-Büchern? Magdalena Hedlund: Zurzeit arbeiten wir an einigen spannenden Krimis, die im Frühjahr erscheinen sollen: Nuri Kino und Jenny Norberg. Sie sind beide investigative, mit Preisen ausgezeichnete Journalisten, die jetzt an ihrem ersten Thriller schreiben. Das wird sicherlich sehr spannend werden, mit ihnen zusammenzuarbeiten! Literaturportal schwedenkrimi.de: Vielen Dank für die interessanten Einblicke ins Verlagswesen, weiterhin viel Erfolg und viel Spaß mit spannenden, neue Autoren! Magdalena Hedlund ist bei Norstedts im Bereich Fiction und Non-Fiction für den Verkauf der Autoren und Bücher ins Ausland zuständig. Weitere Informationen über die Norstedts Verlagsgruppe
Alexandra Hagenguth/ © Februar 2008 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
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